WERDEGANG

Elena Harsányi wurde 1991 in Aachen in eine Familie hinein geboren, in der das gemeinsame Singen immer fester Bestandteil des alltäglichen Lebens war — nicht professionell, sondern als verbindendes soziales Element. So verwundert es nicht, dass ein erstes Opernerlebnis in jungen Jahren — natürlich mit Mozarts Zauberflöte —  schlagartig die Liebe zur klassischen Musik erweckte. Nachdem sich die Lust am Singen auch in Kindheit und Jugend hartnäckig hielt und sich erste Erfolge des Gesangsunterrichts bei Frau Dr. Barbara Hebborn in Bonn in Form von Gewinnen bei Jugend Musiziert und intensiven Bühnenerfahrungen bei Opernprojekten der Stiftung Ludwig-van-B. einstellten, erwuchs langsam die Idee, das Singen über die Leidenschaft hinaus zu professionalisieren. Es folgten ein Bachelorstudium an der Hochschule für Musik Saar bei Frau Prof. Ruth Ziesak in den Bereichen Musiktheater und Gesangspädagogik sowie ein Master Konzertgesang an der Hochschule für Musik und Theater München bei Frau Prof. Christiane Iven. Die Möglichkeit, von diesen beiden herausragenden Künstlerinnen lernen zu können, die sowohl im Opern- als auch Lied- und Konzertbereich international erfolgreich waren, ist bis heute maßgeblich für Elenas sängerische und künstlerische Entwicklung.

Inspiriert von deren Musikalität und Arbeitsmoral konnte sie schon früh erste Erfolge im Bereich Oper und Lied verzeichnen.

Ihre Tätigkeit im Bereich Oper findet im Sommer 2022 mit ihrem Rollendebut als Galatée in Lullys Acis et Galatée am Teatro Maggio Musicale Fiorentino unter der Leitung von Federico Maria Sardelli und in einer Inszenierung von Benjamin Lazar einen neuen Höhepunkt. Seit der Spielzeit 2019/20 ist sie Mitglied des Ensembles des Oldenburgischen Staatstheaters. Hier ist sie regelmäßig mit einem breit gefächerten Repertoire zu erleben, das Rollen wie Gretel in Humperdincks Märchenoper Hänsel und Gretel, Sophie in Strauss’ Rosenkavalier, Lauretta in Puccinis Gianni Schicchi ebenso umfasst wie Alphise in Les Boréades von Rameau, Servilia in Mozarts Titus oder Pierrot Lunaire von Arnold Schönberg. Schon während ihres Studiums war sie in mehreren Produktionen am Saarländischen Staatstheater zu hören, bevor sie für die Spielzeit 2016/17 Ensemblemitglied wurde. Hier war sie u.a. in Rollen wie Maria in Bernsteins West Side Story, als Clarine in Platée von Jean Philippe Rameau oder Papagena auf der Bühne zu erleben. Ihr Debüt als Pamina gab sie 2019 bei den Schlossfestspielen Ettlingen.

Ihre Bandbreite und Experimentierfreude schlägt sich auch in Elenas Arbeit im Konzertbereich nieder. Mit großer Leidenschaft widmet sie sich dem barocken Repertoire und ist mit Ensembles wie dem Ensemble Correspondance, dem Orchestre de Picardie, der Kölner Akademie oder dem Jerusalem Baroque Orchestra zu erleben. Im Kontrast dazu stehen Projekte wie die Uraufführungen des zeitgenössischen Werkes Variation über das Heidenröslein – eine der letzten Kompositionen Dieter Schnebels – in einer Fassung für Kammerorchester mit der Jungen Deutschen Philharmonie unter David Niemann sowie der Fassung für Orchester mit dem hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Duncan Ward. Daneben sammelt sie regelmäßig Erfahrungen in klassischen Konzertformaten, war u.a. mit dem Philharmonischen Chor Berlin unter Leitung von Jörg-Peter Weigle in der Berliner Philharmonie als Solistin in Bachs Weihnachtsoratorium oder zusammen mit der Kammerakademie Potsdam in der Elbphilharmonie zu hören.

Prägend ist auch ihre Zusammenarbeit mit dem Pianisten Toni Ming Geiger, mit dem sie bereits seit dem Jahr 2012 ein Lied-Duo bildet. Mittlerweile sind sie regelmäßig in ganz Deutschland zu erleben, wurden u.a. vom Deutschen Musik Wettbewerb 2018 mit dem Bechstein-Sonderpreis ausgezeichnet und werden durch verschiedene Stipendien und Förderpreise unterstützt. Erwähnenswert ist vor allem die Aufnahme in das renommierte Förderprogramm Académie Orsay-Royaumont 2019/20 der Fondation Royaumont, das neben diversen Meisterkursen auch kunstwissenschaftliche Weiterbildungen, eine Europatournee sowie eine CD-Produktion ermöglichte. Maßgeblich für die Zusammenarbeit der beiden Musiker ist der Wunsch, die Zeitlosigkeit und Relevanz der Gattung Lied durch starke thematische Arbeit und Bezüge sowie durch neue und experimentelle Konzertformate erlebbar zu machen.

Elena war langjährige Stipendiatin des Cusanuswerks. Ihre Vielseitigkeit und ihr Bestreben Musik lebendig zu präsentieren, wurden beim Wettbewerb des Kulturkreis der Deutschen Wirtschaft „Ton und Erklärung“ 2018 mit einem zweiten Preis gewürdigt. Ihr künstlerisches Ideal eines intuitiv-emotionalen Zugangs zur Musik, hofft sie auch in Zukunft weiter ausbauen zu dürfen. 

 

 

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