WERDEGANG

Elena Harsányi wurde in Aachen in eine Familie hinein geboren, in der das gemeinsame Singen immer fester Bestandteil des alltäglichen Lebens war — nicht professionell, sondern als verbindendes soziales Element, als Möglichkeit Emotionen auszudrücken und zu verarbeiten. So verwundert es nicht, dass ein erstes Opernerlebnis am Stadttheater Aachen an ihrem vierten Geburtstag — natürlich mit Mozarts Zauberflöte —  schlagartig die Liebe zur klassischen Musik weckte. Nachdem sich die Lust am Singen auch in Kindheit und Jugend hielt und sich erste Erfolge des Gesangsunterrichts bei Frau Dr. Barbara Hebborn in Bonn in Form von Gewinnen bei Jugend Musiziert und intensiven Bühnenerfahrungen bei Opernprojekten der Stiftung Ludwig-van-B. einstellten, erwuchs langsam die Idee, das Singen über die Leidenschaft hinaus zu professionalisieren. Es folgten ein Bachelorstudium an der Hochschule für Musik Saar bei Frau Prof. Ruth Ziesak in den Bereichen Musiktheater und Gesangspädagogik sowie ein Master Konzertgesang und Lied an der Hochschule für Musik und Theater München bei Frau Prof. Christiane Iven. Von diesen (ausdrucks-)starken Frauen und Künstlerinnen lernen zu können, die sich ihren eigenen Weg zu einem internationalen Renommee sowohl im Opern- als auch Lied- und Konzertbereich gebahnt haben, war eine Inspiration und ein starker Impuls bei der Suche nach dem eigenen künstlerischen Pfad. 

Dieser führte bereits während des Studiums auf die Opernbühne des Saarländischen Staatstheaters, wo sich aus kleinen Gastpartien über zwei Spielzeiten hinweg schließlich 2016/17 ein erstes Festengagement ergab. Highlights waren hier Rollen wie Maria in Bernsteins West Side Story oder Clarine in der Ballettoper Platée von Rameau mit Dirigent Christopher Ward. Von 2019 bis 2024 war sie Ensemblemitglied am Oldenburgischen Staatstheater und erweiterte ihr Repertoire um Rollen wie Gretel in Humperdincks Märchenoper Hänsel und Gretel, Zaide in Mozarts gleichnamiger Oper oder Lauretta in Gianni Schicchi von Puccini. Die Rolle der Pamina aus Mozarts Zauberflöte hat für sie einen besonderen Stellenwert: nach Produktionen bei den Schlossfestspielen Ettlingen und den Herrenchiemsee Festspielen mit der Hofkapelle München unter Rüdiger Lotter, gehört ihr Auftritt am Stadttheater Aachen im März 2025 zu einem der besonderen Momente ihres bisherigen Werdegangs, wurde doch der Grundstein für ihren Berufswunsch in der Kindheit genau an diesem Ort mit genau dieser Oper gelegt. Weitere Höhepunkte sind ihr Rollendebut als Galatée in Lullys Acis et Galatée am Teatro Maggio Musicale Fiorentino unter der Leitung von Federico Maria Sardelli in einer Inszenierung von Benjamin Lazar im Sommer 2022, sowie die Partie der Alphise in Rameaus Les Boréades in der deutschen Erstinszenierung 2021 durch Christoph von Bernuth am Oldenburgischen Staatstheater.

Elenas freischaffende Tätigkeit ist das Herzstück ihrer künstlerischen Arbeit. Hier bricht sich ihre Experimentierfreude, Leidenschaft und Neugierde Bahn. Regelmäßig ist sie in Konzert- und Aufnahmeprojekten im Bereich des barocken Repertoires zu erleben. Sie war mit Orchestern wie dem Ensemble Correspondance im Théâtre des Champs Élysée zu erleben, brachte gemeinsam mit dem Orchestre de Picardie die Bach Kantate Geschwinde, ihr wirbelnden Winde szenisch auf die Bühne oder tourte mit der Kölner Akademie durch Israel, wo sie bei Orchestern wie dem Jerusalem Baroque Orchestra oder Barrocade zu Gast war. Dazu mischen sich Projekte aus dem Bereich der zeitgenössischen Musik. Sie interpretierte gemeinsam mit der Staatsphilharmonie Ludwigshafen und Chefdirigent Michael Francis Schönbergs Pierrot Lunaire und gestaltete die Uraufführungen des zeitgenössischen Werkes Variation über das Heidenröslein – eine der letzten Kompositionen Dieter Schnebels – in einer Fassung für Kammerorchester mit der Jungen Deutschen Philharmonie unter David Niemann sowie der Fassung für Orchester mit dem hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Duncan Ward. Daneben sammelt sie regelmäßig Erfahrungen in klassischen Konzertformaten, war u.a. mit dem Philharmonischen Chor Berlin unter Leitung von Jörg-Peter Weigle in der Berliner Philharmonie als Solistin in Bachs Weihnachtsoratorium oder zusammen mit der Kammerakademie Potsdam in der Elbphilharmonie zu hören und ist zu Gast bei Festivals wie dem Mozartfest Würzburg, RheinVokal oder dem Festival für Alte Musik Knechtsteden.

Ein weiteres Spielfeld ihres künstlerischen Ausdruckswillens ist die Zusammenarbeit mit dem Pianisten Toni Ming Geiger, die im Jahr 2012 im Rahmen des Youth Music Festival Chengdu (China) begann. Aus dem gemeinsamen Wunsch die Zeitlosigkeit und Relevanz der Gattung Lied durch starke thematische Arbeit und Bezüge erlebbar zu machen, erwuchsen nicht nur vielfältige Konzertprogramme, sondern auch Erfolge bei Wettbewerben wie dem Deutschen Musikwettbewerb 2018 und als besonderes Highlight die Aufnahme in das renommierte Förderprogramm Académie Orsay-Royaumont 2019/20 der Fondation Royaumont. Dieses umfasste neben diversen Meisterkursen mit Größen wie Christian Immler, Christoph Prégardien oder Stéphane Degout auch kunstwissenschaftliche Weiterbildungen, eine Europatournee sowie eine CD-Produktion.

Ihre Vielseitigkeit und ihr Bestreben Musik lebendig zu präsentieren, wurden beim Wettbewerb des Kulturkreis der Deutschen Wirtschaft „Ton und Erklärung“ 2018 mit einem zweiten Preis gewürdigt.

 

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