Immer alles in Frage stellen. – Kann man das, darf man das als Künstler?

Für Elena Harsányi, trotz ihres jugendlichen Alters schon vielfach ausgezeichnete Sopranistin, gehört es zu ihrem künstlerischen Selbstverständnis. Sie kommt auf die Bühne mit zahllosen Fragezeichen – spannenden Fragezeichen: hast Du davon schon mal gehört? – Spricht es Dich an? Findest du es schön? – Verstehst Du die Emotion? – Was sagt Dein Verstand dazu? – Warum wird das nach Jahrzehnten und Jahrhunderten noch immer aufgeführt? Und warum tut man das überhaupt – Singen und Musizieren?

Elena ist vielseitig unterwegs. Sie ist überzeugt davon, dass sich die verschiedenen Genres, in denen sie sich mit ihrer Stimme zu Hause fühlt – Oper, Oratorium, Konzert, Lied – unbedingt gegenseitig befruchten, gerade auch wenn man sich ihre Unterschiede bewusst macht. Ihre warme, klangvoll-lyrische Stimme wird nie zur Attitüde, sondern füllt immer eine lebendige Figur, eine Idee, eine Situation und eine Stimmung aus, die die Zuhörer ganz unmittelbar gefangen nimmt. Eigentlich erübrigen sich so alle weiteren Fragen, wäre nicht Elena auch ein Fan von Themen-Konzerten. Die vielen spannenden Perspektiven auf Musik und ihre Inhalte reizen sie immer wieder zu neuen Ansätzen für ihre Programmgestaltung. – Mal genügt dazu ein kluges Programmheft, mal moderiert sie – oft gemeinsam mit ihrem Liedduopartner Toni Ming Geiger – charmant, unterhaltsam, spannend durch ihre Programme.

Ihre Zukunft? Die Welt der Musik hat sich ihr als kleines Kind durch Prinzessin Pamina aufgetan und Mozart bleibt immer eine unerschöpfliche Herausforderung. Aber natürlich hat sie sich längst zahllose weitere Rollen und Komponisten erschlossen. Die Klassik hört für sie nicht mit der letzten Jahrhundertwende auf. Mit ihrem Bedürfnis nach Fragen an die Musik, die ja immer auch Fragen an den Menschen, unsere Welt und ans eigene „ich“ sind, setzt sie sich konsequent mit der Musik unserer Zeit auseinander. Auch hier ist für sie Musik nicht nur „Kopfsache“. Selbst in den schrillsten und skurrilsten Tönen, spürt man immer, dass alles im innersten zu gefühlter Musik wird.

 

Dr. Solveig Palm — Musikkuratorin, Leiterin Netzwerk Ludwig van B. Bonn

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